Deutschsprachige Einwanderung – German-Speaking Immigration

Deutschsprachige Einwanderung 

Ja, ich könnte gerne vorbeikommen und mir das Archiv ansehen, schrieb man mir zurück. Und so fahre ich einige Tage später zur staatlichen Nationalen Universität von San Martín, einem Ort, der direkt an der Stadtgrenze zu Buenos Aires liegt.

Auf der Tür steht “Centro DIHA”. Kein Wunder, dass man diese Abkürzung verwendet. Denn der volle Name ist “Centro de Documentación de la Inmigración de Habla Alemana en la Argentina”, er bedeutet “Dokumentationszentrum der deutschsprachigen Immigration nach Argentinien” (www.centrodiha.org).

“Wir sammeln alte Bücher und Originaldokumente der deutschen Einwanderer und wollen sie wissenschaftlich auswerten”, erklärt mir die wissenschaftliche Betreuerin Dr. Regula Rohland de Langbehn. “Leider sind viele Unterlagen verlorengegangen. Viele Exilarchive wurden auch an Institutionen in Deutschland gegeben, daher gibt es dort mehr als hier.”

Regula Rohland zieht den Jubiläumsband einer argentinisch-deutschen Gesellschaft aus dem Regal. “Wir haben Glück, dass viele Familien und Institutionen deutschsprachige Dokumente gesammelt haben. Es gab zwei Kulturschaffende namens Franze, Vater und Sohn, die über Jahrzehnte Zeitungsartikel und -meldungen ausgeschnitten hat – eine unglaubliche Arbeit.”

Auf meine Frage, wann das Archiv anfange, erwidert sie: “Im Prinzip geht es zurück in die Kolonialzeit, wir haben aus der Zeit bisher nur ein Buch von 1780. Die meisten unserer Dokumente sind aus dem beginnenden 20. Jahrhundert.”

Wie finanziert sich das Archiv? “Die Universität San Martín stellt die Räumlichkeiten zur Verfügung und finanziert auch meine halbe Stelle”, erläutert Monica Bader, die Betreuerin der Bibliothek und des Archivs des Centro DIHA. “Wir haben vor drei Jahren einen gemeinnützigen Verein gegründet. Mit unserem Vorhaben konnten wir Zugang zu einem Programm der Universität finden. Es geht um die Erforschung des Kulturerbes Argentiniens, in unserem Fall um das Erbe der Einwanderer.”

Meine beiden Gesprächspartnerinnen sprechen fließend Deutsch und sind offenkundig Deutsche, daher frage ich sie: “Wann sind Sie selber nach Argentinien ausgewandert?” Daraufhin Regula Rohland: “Ich bin seit 1970 in Argentinien. Ich fand es auch gut, dass ich hier meinen Geburtsnamen Rohland verwenden konnte, statt einfach nur Langbehn, wie mein Mann heißt.” Und Monica Bader: “Ich bin in Argentinien geboren, aber ich hatte drei deutsche Großeltern. Meine Eltern haben darauf geachtet, dass ich Deutsch spreche, und ich habe auch die deutsche Schule in Buenos Aires besucht.”

Zum Schluss stelle ich die Frage: “Was sind die bekanntesten Dokumente, die Sie sammeln? Ich würde gerne ein Foto davon machen.” Daraufhin öffnen Regula Rohland und Monica Bader einen Wandschrank und wuchten einen großen Band heraus. “Dies sind alte Ausgaben des Argentinischen Tageblatts. Die Ausgaben bis 1964 wurden nach Berlin gegeben, wir haben die Bände ab 1965 zur Aufbewahrung.”

Als sie eine zufällige Ausgabe aufschlagen, müssen wir schmunzeln. Auf dem Titelblatt vom 30. Januar 1971 steht: “Fortsetzung der DDR-Schikanen” und “Apollo 14 startbereit zur Mondreise”.

Weitere Fotos ganz unten

Dokumtationszentrum der deutschsprachigen Immigration nach Argentinien
Documentation Center of German-Speaking Immigration to Argentina

Monica Bader und Dr. Regula Rohland de Langbehn (von links nach rechts), Betreuer des Centro DIHA
Monica Bader and Regula Rohland de Langbehn (from left to right),
in charge of the Centro DIHA

Das Centro DIHA hat seine Räume an der Universität San Martín (UNSAM)
The Centro DIHA is situated at the University San Martín (UNSAM)