Die Rocinha, Brasiliens größte Favela
Favela in Rio
3.9.2016, Rio de Janeiro. – Es ist nur um die Ecke herum, aber wie in einem anderen Land: Hinterland, das Land dahinter. Direkt hinter den Hochhäusern mit Eigentumswohnungen und ihrer Security, den Villen mit ihren bewachten Privatstraßen, der Privatschule mit ihren Tennisplätzen – direkt dahinter beginnt die Rocinha, Brasiliens größte Favela. Mit 90.000 Einwohnern wie eine eigene Stadt in der Metropole Rio, aber ohne deren Infrastruktur.
Mit unserem Guide Dirk Böse klettern wir durch die engen Gassen der Siedlung, die an einem steilen Berghang liegt. Alles improvisiert, Hütte an Hütte aus Ziegelsteinen, Stockwerk für Stockwerk aufgestockt, teils legal, teils illegal an das Stromnetz angeschlossen. Viele Mauern feucht, keine oder einfache Kanalisation. Aber vieles hat sich in den letzten Jahren verändert. Zwar sind die Drogenbanden noch aktiv, aber die Einwohner haben ein funktionierendes Sozialwesen aufgebaut. Es gibt inzwischen viele kleine Geschäfte, eine Krankenstation, eine Schule und sogar eine Bibliothek mit einem kleinen Veranstaltungssaal.
„Eine örtliche Musikschule hatte den Besuch eines Orchesters organisiert. Die Musiker wollten mit den Kindern ein Projekt machen,“ erzählt Dirk. „Aber es waren nur zehn Kinder da. Es ist traurig, dass man so viele aus der Favela nicht erreichen kann. Aber für die Kinder, die da waren und zum ersten Mal in ihrem Leben ein Musikinstrument ausprobieren konnten, war es sicherlich ein unvergessliches Erlebnis.”
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